Wegbegleiter in der letzten Lebensphase

21. Februar 2023

Neue Ehrenamtliche beim Ambulanten Hospizdienst im Kirchenkreis Walsrode eingeführt

Vier neue Hospizhelfer kann der Ambulante Hospizdienst im Kirchenkreis Walsrode in seinen Reihen begrüßen. Nachdem Ulrike Schomburg, Frank Botje, Olaf Riemer und Thomas Siemsglüß im vergangenen Jahr einen Vorbereitungskurs für Hospizhelferinnen und Hospizhelfer besucht und Praktika absolviert hatten, wurden sie nun in einem feierlichen Gottesdienst, in der Stadtkirche Walsrode von Superintendent Ottomar Fricke offiziell für ihren Dienst beauftragt.
Die intensive Arbeit mit sterbenden Menschen und ihrem gesamten Umfeld, fordert viel von den ehrenamtlichen Begleitern und darum braucht es eine gute Vorbereitung. Der Umgang mit sterbenden Menschen und Angehörigen ist ein wichtiger Baustein dieses Kurses. Ebenso wichtig ist die persönliche Auseinandersetzung mit eigenen Verlusten und der eigenen Sterblichkeit. Lerninhalte sind außerdem u. a. der Umgang mit Symbolen und Ritualen, das Kennenlernen der Sterbe- und Trauerphasen, Kommunikationstechniken, Training der Wahrnehmungsfähigkeit sowie die Beschäftigung mit eigenen Grenzen und persönlichen Kraftquellen. Weiterhin wurden die Ziele und Aufgaben der Hospizbewegung vermittelt sowie über Vollmachten und Patientenverfügung informiert. Das Begleitpraktikum wurde in hiesigen stationären Einrichtungen absolviert.
Ziel der gesamten Ausbildungs- und Praktikumszeit ist es, gut vorbereitet und mit innerem Engagement Sterbenden und ihren Angehörigen in der schweren Zeit des Abschieds einfühlsam zur Seite zu stehen.
Die Qualifizierung zur/zum Hospizhelfer*in ist ein Gemeinschaftsprojekt der ambulanten Hospizdienste aus Walsrode und Soltau. Der Kurs fand von Februar bis Oktober in Munster statt und umfasste 80 Unterrichtseinheiten sowie einer Praktikumsphase. Die Kosten für die Aus- und Fortbildungen werden zum Teil aus Spendengeldern finanziert. Während des Gottesdienstes kamen zudem „erprobte“ und „neue“ Ehrenamtliche zu Wort.
So berichtet Dieter Kasatkin, der seit mehr als 10 Jahren als Ehrenamtlicher tätig ist: „Beim Erstkontakt begegnen sich in der Regel zwei einander fremde. Wir kennen uns nicht. Es ist also nicht planbar, was bei diesem Erstkontakt passiert. Ich bin eigentlich ein Mensch, der alles gern plant und kontrolliert. Das musste ich lernen, davon Abstand zu nehmen, mich einfach einzulassen auf das, was möglicherweise passiert. Deshalb ist es mir wichtig, offen und zugewandt in die Begegnung hineinzugehen. Dabei hilft es mir sehr, in meinem Gegenüber meinen Nächsten zu sehen. Diese Haltung schafft Vertrauen und ist die Basis für einen guten Austausch.“
Ute Schulz schildert ihre Erfahrung als Hospizlerin: „Diese Aussage meiner letzten Begleitung hat mich sehr gerührt: „Ich bin oft mit meinen Gedanken und Ängsten allein. Ich möchte meinen Mann nicht belasten. Es ist schön, dass ich dich anrufen kann, es geht mir dann immer viel besser.“ Ich gehe immer unvoreingenommen zu jeder neuen Begleitung, bin aber immer gespannt, was mich erwartet. Die Angehörigen sehen in uns eine Entlastung, die zu begleitenden Personen erzählen oft Dinge, die sie ihrer Familie nicht sagen würden. Bei mir kehrt nach jeder Begleitung und mag sie noch so belastend gewesen sein eine innere Zufriedenheit ein.“
Frank Botje erklärte seine Beweggründe für diese ehrenamtliche Tätigkeit mit den Worten: „Ich habe in meinem Leben sehr viel Glück gehabt und immer das bekommen, was ich wollte. Jetzt möchte ich etwas davon zurückgeben. Das soll auch mein Betrag sein, Dankbarkeit zeigen.
Ich möchte für Menschen da sein, die an ihrem Lebensende stehen. Ich möchte ihnen zuhören - sei es, weil sie vielleicht alleine im Leben stehen und niemanden mehr haben, der ihnen zuhören kann oder weil Familienangehörige vielleicht gerade nicht die Kraft, die Zeit oder die Ruhe haben. Das soll mein Beitrag zur Mitgestaltung einer besseren Gesellschaft sein.
Ich möchte an dieser Tätigkeit wachsen, ich möchte mich dieser Herausforderung und meinen eigenen Ängsten stellen und mich mehr auf das Wesentliche im Leben besinnen.“

„Vor 5 Jahren hatte ich ein lebensbedrohliches gesundheitliches Problem. Ich habe das gut überstanden. Aber mir ist dabei bewusstgeworden, wie zerbrechlich und wertvoll das Leben doch eigentlich ist und dass es von einer Minute auf die andere zu Ende sein kann. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich die Chance bekommen habe, einen zweiten Geburtstag zu feiern. Aus meiner Dankbarkeit heraus wollte ich etwas an die Gesellschaft zurückgeben und habe mich entschlossen, ehrenamtlich tätig zu sein,“ so Thomas Siemsglüß.

Nach Abgabe der Gelöbnisse wurden den neuen Ehrenamtlichen die Urkunden mit der Beauftragung für den ehrenamtlichen Dienst inklusiv einer Rose und eines Segensspruchs übergeben. Im Anschluss an den Gottesdienst bot sich die Möglichkeit für einen zwanglosen Austausch zwischen Hospizlern und Gottesdienstbesuchern bei kleinen Häppchen und einem Getränk. Der Ambulante Hospizdienst Walsrode feiert in diesem Jahr sein 15jähriges Bestehen. Der Einführungsgottesdienst ist der Auftakt zu verschiedene Veranstaltungen im Jubiläumsjahr.

Für Interessierte bietet der Ambulante Hospizdienst am 21. April von 17.00 bis 20.30 Uhr einen „Letzte Hilfe Kurs“ an. In diesem Kurs können Teilnehmende lernen, wie sie Nahestehende am Lebensende sorgsam begleiten können. Anmeldung und Rückfragen sind bereits möglich unter (05161)989798, E-Mail an hospizdienst.walsrode@evlka.de

Das Team der 32 ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter rund um die Koordinatorinnen Ute Grünhagen und Eike Patzlee begleitet Menschen mit schweren und unheilbaren Erkrankungen und ihre Angehörigen und Zugehörigen in dieser Zeit - zu Hause, in Seniorenheimen, in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, im Krankenhaus und auf der Palliativstation. Dabei unterstützen sie Sterbende, die letzte Phase des Lebens so würdevoll und selbstbestimmt wie möglich zu gestalten. Vorausgegangen ist jeweils ein erster Kontakt und Beratungsgespräch durch eine hauptamtliche Koordinatorin.

Wenn Kinder und Jugendliche unheilbar lebensverkürzend erkrankt sind, bietet der ambulante Hospizdienst den betroffenen Familien Unterstützung sowie Entlastung. Die ehrenamtlichen Kinderhospizler nehmen sich individuell Zeit für das erkrankte Kind, die Eltern, Geschwistern oder die Angehörigen.
Die Trauerarbeit gehört ebenfalls zum Hospizdienst und wird für Erwachsene und Kinder, die um ihre Angehörigen trauern, angeboten.

Der Dienst ist kostenlos und steht allen offen, unabhängig von Konfession und Nationalität. Alle Beteiligten unterliegen der Schweigepflicht.  

Sie möchten mehr über die Angebote des ambulanten Hospizdienstes erfahren? Sie erreichen die Koordinatorin Frau Ute Grünhagen unter 05161 - 989798 oder per mail:  hospizdienst.walsrode@evlka.de. Weitere Informationen erhalten Sie auch unter www.hospiz-walsrode.de

Gern tauscht sie sich auch mit Ihnen über die Tätigkeit als ehrenamtliche Hospizbegleiter oder Hospizbegleiterin aus. Wenn Sie bei sich denken: `Das könnte auch eine Aufgabe für mich sein´, gibt Frau Grünhagen einen Ausblick über die Ausbildung.